Offener Brief an die RWTH

Hallo, liebe Uni (oder besser: Hallo an die, die an der Uni das Sagen haben),

zu eurer Information: wir haben heute eines eurer Gebäude besetzt. Wir werden dort eine Woche bleiben und eine spannende Aktionswoche veranstalten. Bevor ihr es noch aus der Presse oder von den Ordnungshüter*innen erfahren müsst, wollten wir es euch lieber gleich selbst sagen und euch kurz erklären, warum wir uns für diese Aktion in diesem Gebäude entschieden haben.

Ihr habt das Gebäude einfach nicht mehr benutzt, ohne zu sagen, was ihr damit machen wollt und habt es jahrelang einfach leer stehen lassen. Die anliegenden Gewächshäuser wurden von euch weiterhin ganzjährig beheizt, obwohl die Anlage nicht mehr genutzt wurde. Was für eine Verschwendung.

Und überhaupt so viel Platz… – überlegt euch mal, was man da in der Zeit alles hätte machen können. Ungefähr das haben wir uns gedacht. Denn wir haben verdammt viele Ideen, wie der Raum einer Stadt genutzt werden könnte, so dass mehr Leute daran teilhaben können, damit wir uns treffen können, zusammen lernen, basteln, kochen, lachen, …

Wir haben es satt, in einer Welt zu leben, in der die Menschen immer mehr aneinander vorbei leben, in der unsere Beziehungen geprägt sind von Konkurrenz, ständigem Vergleich, Oberflächlichkeiten oder Gleichgültigkeit. Auch ihr als „Eliteuniversität“ seid Teil einer solchen Entwicklung. Unis sind längst nicht für alle Menschen zugänglich; zu viele Hindernisse gibt es für diejenigen, deren Eltern keine Akademiker*innen sind, die nicht mit dem gleichmacherischen Schulsystem klarkamen, die nicht genug Kohle haben, um sich einige Jahre Studium leisten zu können. Und die, die an der Uni sind, sehen sich einem zunehmenden Druck ausgesetzt: es geht nicht mehr darum, Herausforderungen zu meistern, selbstständig denken zu lernen, sondern letztlich dreht sich alles nur darum, genug Credit Points zu bekommen – und das funktioniert am besten mit einer gehörigen Portion Anpassungsvermögen und stumpfem Auswendiglernen. Die Uni ist eine Blase, in der sich viele Menschen verlieren – und dabei die Welt draußen und diejenigen, die den ganzen Akademikerblabla nicht verstehen (wollen), vergessen.

Auch diesen Trott wollen wir – wenigstens für kurze Zeit – durchbrechen und einen Ort schaffen, an dem alle willkommen sind und an dem wir den Versuch machen, gemeinsam und anders zu lernen und so, dass nicht nur eine Elite daran beteiligt sein kann. Wir wollen gärtnern, Sport machen, lesen oder diskutieren – und das alles selbstorganisiert und möglichst hierarchiefrei.

So, jetzt wisst ihr was wir vorhaben. Damit das auch alles ohne Streit funktioniert, fordern wir euch auf, uns nicht räumen zu lassen. Macht uns und euch das Leben nicht schwerer, als es eh schon ist. Kommt doch stattdessen einfach auf nen Kaffee vorbei und schaut euch an, wie man leere Gebäude besser nutzen kann – vielleicht lernt ja auch ihr was. Aber wenn ihr kommt, dann bitte ohne Polizei und Securitys, denn Menschen in Uniformen und mit weitreichenden Machtbefugnissen widersprechen ein bisschen unserer Vorstellung von einer besseren Welt.

Wir sehen uns dort!

Ein paar Besetzer*innen

Für weitere Infos und bei Rückfragen:

ac-besetzen@riseup.net

twitter: aachen_besetzen

 

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